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AutorenbildAngelino-Sandro Poschik

Die Blindschleiche



Familie: Schleichen Unterfamilie: Anguinae Gattung: Anguis Art: Blindschleiche Wissenschaftlicher Name: Anguis fragilis


Wie du vielleicht bereits weißt sind Blindschleichen keine Schlangen. Jetzt wirst du dich vermutlich fragen:,, Wieso steht sie dann auf dieser Seite wo es nur um Schlangen geht?,, Ganz einfach, da mehr als die Hälfte der österreichischen Bevölkerung nicht weiß das Blindschleichen keine Schlangen sind, sondern lediglich eine Art von Eidechsen sind.

In Mitteleuropa (Österreich und Deutschland zum Beispiel) gehört die Blindschleiche zu den am häufigsten vorkommenden Reptilien nach der Zauneidechse.

Sie können bei Gefahr ihren Schwanz wie jede Eidechsenart einfach abwerfen. Doch dieser wächst nur ein bis maximal zwei Mal in ihrem Leben wieder nach. Wenn dieser abgeworfen wurde bleiben die Nerven noch für eine kurze Zeit am Leben und lassen den abgeworfenen Schwanzteil zappeln, damit Angreifer sich auf den herumzappelnden Schwanz konzentrieren und nicht mehr auf die Blindschleiche selbst. So entkommt eine Blindschleiche meist ohne große Verletzungen. Blindschleichen lassen auch oftmals ihren Schwanz fallen, wenn man sie vom Boden aufhebt und sie dabei am Schwanz hält. Außerdem hat diese Eidechsenart ein sehr stinkendes Sekret, das sie bei Gefahr ausscheiden. Diesen Gestank bekommt man nicht so leicht weg und kann bis zu zwei Tage anhalten. Doch der Grund, weshalb sie das Sekret absondern ist, da es für Marder zum Beispiel überhaupt nicht gut schmeckt und sie meist dann wieder aus dem Maul fallen lassen.

Der deutsche Name Blindschleiche, wird auf das Althochdeutsche zurückgeführt, was so viel wie „blendende oder glänzende Schleiche“ bedeuten soll und sich auf das Glänzen der glatten Schuppenhaut bezieht.


Merkmale

Körperbau

Blindschleichen haben einen lang gestreckten runden Körper wie eine Schlange und erreichen eine Gesamtlänge von 55cm. Davon sind meist 22cm der Kopf und Rumpf. Der Rest ist Schwanz, der immer nach der Kloake beginnt. Auch wenn es nicht so ausschaut als besäßen sie einen, haben Blindschleichen sowie Schlangen immer einen Schwanz, der meist ein Viertel des Körpers einnimmt. Die Kopfbreite ist meist gleich breit wie der Rest des Körpers.

Die Hautoberfläche sowie Unterfläche besteht aus glatten, runden, überlagernden, immer gleichgroßen Hornschuppen. Der Kopf und Rumpf besitz zwischen 125 bis 150 Schuppenreihen. Zusätzlich zu dem hat der Schwanz noch einmal 130 bis 160 Schuppen. Unter diesen befinden sich Knochenplättchen, wodurch sich Blindschleichen viel steifer fortbewegen als Schlangen. Die Ohröffnungen sind meist unter den Schuppen geschützt verborgen. Ihre greis förmigen, roten Augen mit einer runden Pupille besitzen wie alle Echsen Arten bewegliche und verschließbare Lieder. Die sehr kurze, gespaltene Zunge der Blindschleiche verwendet sie für die Aufnahme von Geruchstoffen. Damit eine Blindschleiche züngeln kann muss sie ihr Maul ein wenig öffnen da sie nicht wie Schlangen eine Oberlippenlücke besitzen. In ihrem Maul befinden sich kleine, aber sehr scharfe Zähne, die nach hinten gekrümmt sind. Am Oberkiefer befinden sich meist 10 bis 12 Zähne und im unteren 14 bis 16.

Die Extremitäten sind bei Blindschleichen meist komplett wie bei einer Schlange zurückgebildet. Doch hin und wieder kann man einer Blindschleiche mit undeutbaren Beinen finden. Sehr selten sogar eine mit voll ausgewachsenen Beinen.



Färbung und Zeichnung

Als Jungtiere haben Blindschleichen eine sehr kontrastreiche Farbgebung und Zeichnung. Die silberweiße bis goldgelbe Oberseite des Körpers verläuft vom Hinterkopf bis zur Schwanzspitze. In der Mitte des Rückens befinden sich bei allen jungen Blindschleichen eine grau, braun, schwarze Linie. Diese Linie verblasst bei den Männchen, sobald sie ihre volle Größe erreicht haben.

Der Körper der erwachsenen Tiere haben meist eine Grundfärbung von Braun, Gelb, Bronze bis hin zu Kupfertönen. Diese ist bei den ausgewachsenen Tieren mit deutlichen dunklen Punkten bestückt. Die Bauchseite von Blindschleichen ist von bleigrau bis hin zu schwarz.


Geschlechterunterschiede

Man kann Weibchen und Männchen sehr leicht unterscheiden aufgrund ihrer Färbung und der Linien auf dem Rücken.

Als stärkstes Geschlechtsmerkmal verfügen die Männchen über zwei ausstülpbare Hemipenise. Doch als Unerfahrener wird man diese nicht so leicht finden. Die Merkmale von außen ist bei den Männchen der etwas breitere Kopf als bei den Weibchen.

Bei trächtigen Weibchen erkennt man beim Rumpf dieser Eidechse eine starke Verdickung. Die Färbung lässt bei Weibchen von Geburt auf kaum nach. Der Strich auf dem Rücken bleib ihr Leben lang erhalten. Dies ist der einfachste Weg Weibchen von Männchen zu unterscheiden, da ausgewachsene Männchen diesen Strich nicht besitzen.



Verbreitung


Es gibt zwei Arten von Blindschleichen. Einmal die Westliche Blindschleiche und einmal die Östliche Blindschleiche.

Die Westliche Blindschleiche ist meist um paar Zentimeter kleiner als die Östliche Blindschleiche. Die Farbzeichnung bleib aber bei beiden gleich. Die Westliche Blindschleiche lebt in Österreich, teile Italiens, Spanien, Frankreich, Portugal, Deutschland und im vereinigten Königreich.

Die Östliche Blindschleiche beheimatet, wie ihr Name schon sagt, östliche Länder wie Polen, Tschechien, Slowakei, Ungarn und Rumänien.

Im Schweizer Tessin sowie in Ganz Italien kommt die italienische Blindschleiche vor.

Vor rund 20-30 Jahren gab es die Blindschleiche angeblich noch in Nordwestafrika, Irland, Iberischen Halbinseln sowie in Nordskandinavien. Diese sind dort aber aufgrund der Klimaerwärmung ausgestorben.

Man findet Blindschleichen in bis zu 2400 Metern Höhe.


Lebensräume

Blindschleichen haben keine spezielle Lebensraumansprüche außer der richtigen Wärme. Am häufigsten kann man Blindschleichen in Laubwäldern und deren Rändern finden. Sie machen es sich aber auch gerne in Hecken, Hochmooren und den Waldrändern gemütlich. Man findet sie sogar an Heidegebiete, auf Flussufern, Wiesen, Bahnwegen, Holzstößen, Wegrändern sowie in Parks die naturbelassen sind.

Blindschleichen bevorzugen aber am häufigsten geschützte trockene Sonnenplätze. Die Nacht verbringt sie in Erdlöchern die beispielsweise von einer Maus gebaut und anschließend verlassen wurde, in Hohlräumen, unter Wurzeln, im Laub, unter Steinen sowie Blech oder Plastikfolien.



Lebensweise


Überwinterung

Den Winter verbringen Blindschleichen in einer sogenannten Kältestarre wie Schlangen. Hier fährt der Körper bis auf die Notwendigsten Aktivitäten komplett herunter. Bevor der Winter kommt fressen sich die Blindschleichen ein letztes Mal noch so richtig voll, da sie während ihrer Winterstarre, die meist von Oktober bis März geht, nichts mehr fressen können. Sie verbringen ihre Winterstarre in frostsicheren Höhlen. Es gibt immer wieder Revierkämpfe wo sich eine Schlange oder Eidechse im selben Loch einnisten will, doch dieser Kampf geht meist für die Blindschleiche tödlich aus, da diese weder Krallen, noch ein großes Maul besitzen.


Tagesaktivität

Blindschleichen sind tagaktive Reptilien. Am aktivsten sind sie von 4 bis 10 Uhr und am Nachmittag/Abend von 18 bis 21 Uhr. In sehr warmen Sommernächten kann es auch schon mal vorkommen das Blindschleichen dann in der Nacht ihr Futter suchen.



Nahrung

Blindschleichen fressen in erster Linie Nacktschnecken und Regenwürmer. Falls ihr auch mal eine unbehaarte Raupe über den Weg kriecht, wird auch diese gerne gefressen. Zum erweiterten Beutespektrum gehören Heuschrecken, verschiedenste Käferarten, Spinnen, Ameisen, Läuse sowie Asseln.

Auch wenn in dem Wort Blindschleiche das Wort Blind vorkommt, sind Blindschleichen nicht blind. Sie sind farbenblind. Das bedeutet das sie ihr Umfeld nur in Schwarz-Weiß sieht. Doch für ihre Orientierung bei der Jagt zum Beispiel verlasst sie sich viel mehr auf ihren ausgebregten Geruchsinn und Spürsinn.

Sobald eine Blindschleiche ihr gewünschtes Fressen gefunden hat packt sie dieses mit ihrem Maul und schlingt es meist noch lebend und im Ganzen herunter. Dieser Vorgang kann teilweiße bis zu einer halben Stunde dauern.


Fressfeinde

Die Blindschleichen haben wie die meisten Echsenarten sehr viele Fressfeinde. Dazu gehören fast alle beheimateten Schlangenarten, Säugetiere wie Füchse, Dachse, Igel, Ratten und Wildschweine, sowie zahlreiche Vogelarten wie Störche, Reiher, Eulen, Falken und Raben. In nähe von Dörfern oder Städte kommt es auch oft vor, dass Katzen Blindschleichen ihr Leben nehmen. Oft haben Blindschleichen noch die Schoße aufgrund ihres Tricks mit dem Schwanz zu entkommen.


Fortpflanzung

Die Paarungszeit von Blindschleichen liegt meist zwischen April und Juni.

Die Männchen kämpfen wie Schlangen um das Weibchen. Diesen Vorgang nennt man auch Kommentkämpfe. Das Ziel jedes Männchens bei diesem Kampf ist es den andere mit seinem Kopf auf den Boden zu drücken oder zu schlagen. Der Sieger ist derjenige dem es gelungen ist den Kopf des anderen auf den Boden zu drücken.

Das gewonnene Männchen beißt bei der Paarung den Weibchen in den Nacken wären er seine zwei Hemipenise in die Kloake des Weichens einführt. Dieser Vorgang kann bis zu fünf Stunden dauern. Oft kommt es auch vor das das Weibchen mehrmals in einer Woche von unterschiedlichsten Männchen gepaart wird.

Nach der Befruchtung dauert es 11 bis 14 Wochen bis das Weibchen dann acht bis zwölf Eier zur Welt bring. Die Jungen wachsen noch im Bauch der Mutter auf und brechen am selben Tag der Geburt noch die dünne Eierschale. Beim Schlupfen der Jungtiere sind diese meist 7 bis 10 Zentimeter groß.

Bis Blindschleichen geschlechtsreif sind braucht es meist drei bis fünf Jahre. Im Laufe des Wachstums häutet sich eine Blindschleiche bis vier Mal jährlich. Dabei wir die Haut vom Kopf bis zum Ende des Schwanzes einmal komplett abgezogen.

Blindschleichen können ohne ihren Fressfeinden bis zu 46 Jahre alt werden. Angeblich gab es auch schon mal Exemplare, die über 54 Jahre alt wurden. So ein Alter erreichen sie dennoch meist nur in der Gefangenschaft.



Gefährdung und Schutz

Blindschleichen haben lange von der Landschaftsveränderung profitiert, da viele neue Biotope entstanden, die für ihre Bedürfnisse sehr gut waren. Doch mittlerweile fällt es den Blindschleichen immer schwerer zu überleben. Oft sterben sie aufgrund einer Vergiftung von Schneckengiften. Das heutige Land und Forstwirtschaft, der Straßenverkehr, Flächenentwässerung, der Bau von Straßen und Häusern sowie das Mähen von Gras und Wiesen beeinträchtig ebenfalls das lange Überleben der Blindschleichen.

Aus Unkenntnis werden die Blindschleichen oft als Schlangen gehalten und daher von Menschen oft erschlagen. Wie schon oben genannt werden sie auch immer häufiger von Hauskatzen gejagt.

Trotz der ganzen genannten Gefährdungen ist die Blindschleiche einer der am häufigsten vorkommenden Echsenarten in Mitteleuropa.



Gesetzlicher Schutzstatus: FFH-Richtlinien: (nicht aufgeführt) Bundesnaturschutzgesetz: besonders geschützt Bundesartenschutzverordnung: Anlage 1 (besonders geschützt) Nationale Rote-Liste-Einstufung: Rote Liste Bundesrepublik Deutschland: n (nicht gefährdet, nicht geführt) Rote Liste Österreich: NT (Gefährdung droht; Vorwarnliste) Rote Liste Schweiz: LC (nicht gefährdet; allerdings Rückgang des Bestands im Mittelland und den Tieflagen der Täler)

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